Wann sollte ich meine Prüfung schieben?

Autorin Sophie macht sich Gedanken darüber, wann es sinnvoll ist, eine Prüfung zu schieben und wann nicht? Und was man dabei beachten sollte – besonders an der Uni Stuttgart.
[Foto: boing/photocase.de]

Es ist der Luxus eines Universitätsstudiums, selbst entscheiden zu können, ob die Prüfung zu einem bestimmten Zeitpunkt geschrieben wird oder nicht. Es ist aber genau diese Freiheit, die gleichzeitig einen Fluch darstellt, wenn uns niemand zwingt, ein Modul wirklich abzuschließen. Fluch und Segen zugleich also, aber wie können wir mit dieser Freiheit sinnvoll umgehen?

Das Modulhandbuch und die Prüfungsordnung geben einem ziemlich gradlinig Auskunft, in welchem Semester man diese und jene Prüfung am besten schreibt. Da sind keine Abweichungen und auch kein Lebensalltag berücksichtigt, weswegen mal nicht alles nach Plan laufen sollte. Doch bei vielen Studierenden (wenn nicht sogar bei allen) stellt sich am Ende der Vorlesungszeit die Frage, welche Prüfungen, für die man sich so motiviert angemeldet hat, schreibt man wirklich?

Wer sein Studium liebt, der schiebt

Vorneweg: Es ist keine Schande, eine Prüfung zu schieben! Auch wenn uns das schlechte Gewissen und das Pflichtbewusstsein antreiben, ist es manchmal besser, einen Gang zurückzuschalten. Denn es gibt gute Gründe eine Prüfung nicht zu schreiben.

Der wohl wichtigste Grund ist Krankheit. Wenn man schon bei der Vorbereitung oder am Tag der Prüfung mit Krankheitssymptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit oder Fieber zu kämpfen hat, gehört man nicht in einen Prüfungsraum, sondern ins Bett. Auch eine psychische Krankheit wie zum Beispiel eine Depression hindert einen daran, an einer Prüfung teilzunehmen. Bei familiären Notfällen und Schicksalsschlägen steht eine Prüfung ebenfalls nicht an erster Stelle. Gebt euch Zeit, um Geschehnisse zu verarbeiten und holt euch bei Bedarf psychologische Hilfe.

Ebenso kann es durch die Prüfungsverteilung über die gesamte vorlesungsfreie Zeit passieren, dass ein Prüfungstermin sehr ungünstig liegt. Manchmal gibt es im Leben wichtigere Termine, die man nicht verpassen sollte, wie zum Beispiel die Hochzeit der Schwester oder ein Praktikum im Traumunternehmen. Oder aber man hat das Gefühl, das geplante Pensum steigt einem über den Kopf. Fehlt einem die Vorbereitungszeit, um allen Prüfungen gerecht zu werden, bietet das Schieben die Möglichkeit der Entzerrung. Auch beim Lernen falsch gesetzte Schwerpunkte, das Engagement außerhalb des Studiums oder ein Prüfer*innenwechsel können Gründe für das Aufschieben einer Prüfung sein.

Schieberitis und Tipps

Die wohl wichtigste Regel: „Schiebe nie aus Angst!“ Hat man ein paar Tage vor der Prüfung Zweifel diese zu schaffen, vielleicht, weil noch nicht alle Themengebiete zu 100 Prozent sitzen, ist dies meist kein Grund zu schieben. Jede*r Student*in hat „Klausurenbammel“, das zeigt wie wichtig uns die Prüfungen sind. Sollte die Angst jedoch Überhand nehmen, schaut gerne bei dem Beitrag über Prüfungsangst von Vanessa vorbei. Sie hat Tipps zusammengetragen und nennt Anlaufstellen, die unkompliziert Hilfe anbieten.

Auf den ersten Blick ist es vor allem ein Zeitgewinn, wenn man eine Prüfung nicht schreibt. Doch es ist trügerisch zu glauben, man würde das nächste Mal früher anfangen zu lernen oder der Termin würde einem dann besser passen. Unter Umständen muss eine nicht bestandene Klausur nachgeholt werden oder das Leben kommt auf andere Weise dazwischen. Am Ende bist du auch nur du und der nächste Prüfungstermin kommt schneller als man denkt.

Ein fataler Fehler ist es, Prüfungen auf Grund von Vergesslichkeit schieben zu müssen. Macht euch zu Beginn einen Plan, wann, welche Prüfung ansteht und wann ihr dafür zu lernen beginnen wollt. Außerdem: Falsch gesetzte Lernschwerpunkte müssen nicht sein und verringern sich, wenn man regelmäßig zusammen als Gruppe lernt und sich austauscht.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Die Entscheidung eine Prüfung nicht zu schreiben ist zwar legitim, hat aber unter Umständen weitreichendere Folgen als es auf den ersten Blick scheint. In vielen Studiengängen gibt es Orientierungsprüfungen, das heißt diese müssen bis zu einem bestimmten Semester (meist bis zu Beginn des dritten Semesters) bestanden sein, um weiter studieren zu dürfen. Ob es solche Prüfungen bei dir gibt, kannst du in der Prüfungsordnung deines Studiengangs nachlesen. In naturwissenschaftlichen Studiengängen muss oft ein Praktikum als Prüfungsvorleistung absolviert werden und ist Prüfungsbestandteil. Diese Praktika werden jedoch meist nur einmal im Jahr angeboten und sollten bei der Planung berücksichtigt werden. Gleiches gilt für aufeinander aufbauende Module.

Mit dem Schieben einer Prüfung verlängert sich eventuell auch die Studienzeit über die Regelstudienzeit hinaus. Das ist weiter nicht schlimm. Laut Statistika schafften es im Jahr 2020 gerade mal 21,1 Prozent der Studierenden ihren Bachelorabschluss innerhalb der Regelstudienzeit zu absolvieren. Für alle Studierende, die jedoch Bafög erhalten, könnte das zu einem Problem werden. Denn das erhält man nur in bestimmten, nachweisbaren und glaubhaften Fällen über die Regelstudienzeit hinaus. Bei Fragen rund um dieses Thema bietet das Studierendenwerk kostenlose Beratungen an. Auch die Zeit im Wohnheim ist auf sechs Semester begrenzt und sollte bei einer Verlängerung des Studiums beachtet werden.

Ist die Entscheidung gefallen, eine Prüfung nicht zu schreiben, sollte man sich so bald wie möglich von der Prüfung abmelden, um dem Prüfungsamt die Planung der geeigneten Räumlichkeiten zu vereinfachen. Grundsätzlich sollte man sich spätestens eine Woche vor der Prüfung abmelden, in Coronazeiten ist es sogar mögliche, sich bis einen Tag vorher abzumelden.

Fluch oder Segen?

Eine Prüfung zu schieben ist eine sehr individuelle Sache. Es ist keine leichtfertige Entscheidung, sondern eine die unter Umständen weitreichende Folgen haben kann. Wichtig ist, strategisch und klug bei der Prüfungsschubwahl vorzugehen und die Vor- und Nachteile gründlich abzuwägen.

In diesem Beitrag habe ich viel über Prüfungen geschrieben. Das Gleiche gilt natürlich auch für Hausarbeiten, Seminararbeiten und sonstige Studienleistungen.

Sophie Strohmaier

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