Au revoir Stuttgart… Bienvenue à Marseille! Mein Name ist Vanessa und ich studiere Lehramt mit der Fächerkombination Deutsch und Französisch im Master. Schon während meines Bachelors war ich für ein Auslandssemester in Frankreich und jetzt hat es mich wieder in den warmen Süden gezogen. Dieses Mal absolviere ich mein Praxissemester und arbeite als Fremdsprachenassistentin an Schulen. Klingt spannend? Dann bekomme jetzt einen Eindruck von meinem Leben und meiner Arbeit in Marseille.
Schon während meines ersten Semesters im Bachelor war ständig die Rede davon, als Fremdsprachenassitent*in nach Frankreich zu gehen. Dies wird durch den Pädagogischen Austauschdienst ermöglicht und bietet Studierenden die Chance, an Schulen im Ausland Deutschunterricht zu geben. Eins war mir klar: Ich will unbedingt nach Frankreich, um dort eine Zeit lang zu leben. Ich stand demnach vor der Qual der Wahl: Erasmus-Studium oder doch PAD? Im Bachelor fiel meine Wahl auf ein Semester an einer französischen Uni über Erasmus. Und es war super! Aber schon während ich noch im Ausland war, wurde mir klar, dass diese Erfahrung nicht die letzte im Ausland bleiben wird. Es hat mir so gut gefallen, die französische Kultur und Sprache aus erster Hand zu erleben, dass ich mir sicher war: Im Master werde ich auf jeden Fall als Fremdsprachenassistentin arbeiten. Und voilà, jetzt sitze ich im schönen Marseille und erzähle euch von meinem Leben hier.
Anrechnung meiner Arbeit als Assistentin für mein Schulpraxissemester
Als Lehramtsstudent*in ist es verpflichtend, im Master ein Schulpraxissemester zu absolvieren. Dieses findet normalerweise an einer Schule in Deutschland statt. Allerdings ist es möglich sich seine Arbeit als Fremdsprachenassistent im Ausland anrechnen zu lassen. C’est-à-dire: Ich arbeite für sechs Monate in Frankreich und muss anschließend nur noch vier Wochen des Praktikums in Deutschland nachholen. Klingt super und ist es auch! Falls das Ganze für dich auch interessant klingt, lese den Artikel ‚Lust auf Abenteuer? Auslandsaufenthalt während dem Studium‘. Darin gebe ich den ein oder anderen praktischen Tipp zur Planung und Umsetzung deiner Zeit im Ausland.
Wo soll es hingehen? – ein französischsprachiges Land, das ist klar!
Als es Zeit wurde, sich für mein Semester im Ausland zu bewerben, stand ich zunächst vor der Frage, wo es hingehen soll. Mir war klar, dass ich in ein französischsprachiges Land möchte. Ich habe mich also erstmal für Kanada, Québec beworben. Leider wurden hier deutschlandweit nur 12 Studierende angenommen und ich sollte nicht dabei sein. Von diesem kleinen Rückschlag habe ich mich allerdings nicht unterkriegen lassen und versucht im Nachrückverfahren noch einen Platz in Frankreich zu ergattern. Und yes! Es hat geklappt und ich bekam die Chance nach Marseille zu ziehen.
Das Abenteuer beginnt – Auf in den Süden Frankreichs!
Meine Arbeit hier an den Schulen begann am 1. Oktober. Davor habe ich noch die schönen Sommertage genutzt, um mein kleines Auto mit Zelt, Schlafsack und einem großen Koffer zu bepacken und vier Wochen lang Frankreich zu erkunden. Vom Atlantik ging es in Richtung Pyrenäen und vom Mittelmeer schließlich nach Marseille. Marseille ist mit circa 870.000 Einwohnern nach Paris die zweitgrößte Stadt Frankreichs und beeindruckt mich seit meinem ersten Tag hier. Neben den schicken Touristenflecken, wie dem Vieux Port, Museen und zahlreichen Fischrestaurants (und natürlich Crêperien), gibt es Strände, wunderschöne kleine Inseln und das Naturschutzgebiet Calanques. Hier herrscht Natur pur und ich verbringe meine ersten Tage bevor das Arbeiten losgeht mit wandern und schnorcheln. Ein Traum! Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich hier zu Hause bin. Meine kleine Wohnung ist in Noailles, einem ärmeren Viertel der Stadt. Jedes Mal wenn ich vor die Haustüre gehe, bin ich von exotischen Gerüchen, Streetart und Lebenslust umgeben. Abends begegnet einem leider auch die ein oder andere Ratte. Es ist eben doch eine riesige Stadt.
Meine Arbeit als Fremdsprachenassistentin an den Schulen
Ganz nach französischem Lebensstil beginnt meine Arbeit so richtig erst einige Tage nach dem 1. Oktober. An meinem ersten ‚Schultag‘ bin ich ganz schön aufgeregt. Wie sind wohl meine Kollegen so? Und wie die Schüler*innen? Welches sprachliche Niveau haben sie? Ich arbeite insgesamt 12 Stunden die Woche und werde an drei verschiedenen Schulen eingesetzt, einem Collège und zwei Lycées. Meine Aufregung wird mir aber schnell genommen. Alle sind super freundlich und freuen sich über den frischen Wind, den ich aus Deutschland mitbringe. Und auch die Schülerinnen und Schüler sind offen und vor allem neugierig, was ich so aus Stuttgart zu erzählen habe. Viele waren noch nie in Deutschland und bekommen zum ersten Mal den Klang deutscher Worte von einer ‚richtigen‘ Muttersprachlerin zu hören. In den ersten Stunden muss ich mich erstmal nur vorstellen und hospitiere den Rest der Stunde. Aber das macht mir schon richtig Lust auf mehr und ich freue mich auf die kommenden Wochen, in denen ich mir die Klassen mit meinen Kollegen aufteilen werde, so dass jeder mit einem Teil der Klasse alleine arbeiten wird.
Meinen Feierabend verbringe ich zunächst damit die kommenden Schulstunden vorzubereiten und erkunde danach weiter die Stadt. Meine Deutschkollegen sind wirklich super und nehmen sich die Zeit, meine vorbereiteten Stunden mit mir gemeinsam zu besprechen. So kann ich dann mit einem guten Gefühl in meine erste eigene Schulstunde gehen. Endlich wende ich alles an, was ich die letzten Semester in zahlreichen Seminaren und Vorlesungen gelernt habe. Es ist toll und ich merke schon nach einer Woche, dass ich mich wirklich für den richtigen Studiengang entschieden habe.
Nur ein Problem habe ich hier: Ich werde ständig für eine Schülerin gehalten. Drückt mir die Daumen, dass das bis zu meinem Referendariat in zwei Jahren anders wird.
Gerade sitze ich an meinem Schreibtisch, blicke hinaus in die Stadt und darf mich erst Mal auf zwei Wochen Herbstferien freuen. Gleichzeitig habe ich aber auch schon Lust darauf, dass die zwei Wochen zu Ende gehen und ich wieder vor der Klasse stehen kann. Mal schauen, wie es weiter geht. Aber im Moment kann ich es euch nur wärmstens empfehlen, ebenfalls für euer Praxissemester ins Ausland zu gehen. Wer weiß, vielleicht verschlägt es euch ja auch nach Marseille?
A bientôt,
Vanessa
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