KI im Studium: Die Zukunft des Lernens

Autorin Sophie versucht herauszufinden, wie sich das Studium durch künstliche Intelligenz verändert und schließt sich für diesen Text kurzerhand mit dem Sprachmodell ChatGPT zusammen.

Für diesen Beitrag habe ich beschlossen, mir Hilfe zu holen und ihn in Zusammenarbeit zu schreiben. Und wer könnte das besser als eine der meist genutzten künstlichen Intelligenzen: ChatGPT.

ChatGPT, das Sprachmodell von OpenAI, schafft es menschenähnliche Konversationen zu führen und unterstützt bei verschiedenen Aufgaben, etwa Ideen zu generieren oder zu einer Fragestellung zu recherchieren. „Ich habe Zugang zu einem breiten Spektrum an Wissen und kann in vielen Bereichen helfen, von der Mathematik über die Literatur bis hin zu den Naturwissenschaften“, ergänzt die KI. Dabei scheitert es – noch – an Kreativität und Emotionen, der Chatbot bemerkt jedoch: „Ob das ein Manko ist, hängt von der Perspektive ab.“

Worüber soll ich schreiben?

Das habe ich die KI gefragt. „Für einen umfassenden und informativen Text über die Rolle von künstlicher Intelligenz im Studium könntest du folgende Punkte ansprechen: 1) Einführung in die KI. 2) Anwendung von KI im Studium. 3) Vorteile. 4) Herausforderungen und Bedenken. 5) Beispiele aus der Praxis. 6) Zukunftsaussichten. 7) Schlussfolgerungen und Ausblick.“  Ich glaube, alles wird zu lange, aber fangen wir mal an. 

KI im Studium nutzen

Die Anwendungsmöglichkeiten für Studierende sind vielfältig. ChatGPT kann helfen: Texte auf Rechtschreibung zu prüfen, bei der Recherche unterstützen oder Hypothesen aufstellen,  Theorien und Fachbegriffe erklären und zur Prüfungsvorbereitung gelernte Inhalte abzufragen. Die KI kann grundlegende und mittelschwere mathematische Probleme lösen und einfache Programmiercodes schreiben.  „Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt“, äußert sich die KI selbstbewusst.

Hilft KI wirklich beim Lernen?

Ich will es konkret wissen: Was kann KI wirklich und was bringt sie einem im Bachelor-Studium? Ich krame meine HM-Sachen (Höhere Mathematik) heraus. Wintersemester 19/20, Gruppenübung zu Polynomdivision. Mein Ergebnis damals: r(x) = x-5 und p(x) = 0x+0. ChatGPT kommt auf das gleiche Ergebnis. Der Unterschied: Ich habe damals stundenlang mit Kommilitoninnen und Kommilitonen über das Vorgehen und die Lösung gerätselt, das Multitalent braucht gerade mal drei Sekunden. 

Sommersemester 20, Gruppenübung zu Taylorpolynome. Mein Ergebnis damals: T3(f,x,0) = 1+2x+x2-2/3x3. ChatGPT macht einen Fehler beim Einsetzten in der zweiten Ableitung und kommt auf T3(f,x,0) = 1+2x-2/3x3. Nach einem Hinweis meinerseits, entschuldigt sich die KI und überarbeitet das Ergebnis. 

Das Ganze ist natürlich nicht Sinn dieser Hausübung! Dr. Dominik Zimmermann vom LExMath schreibt mir dazu: „[Es ist wichtig] klar zu kommunizieren, dass die Übungen nicht dazu da sind, irgendeine Punktegrenze zu überschreiten, sondern um fürs weitere Studium benötigte Fertigkeiten zu erwerben und zu trainieren. Das geht nun einmal nicht ohne eigene Anstrengung, sonst ist das Scheitern spätestens in den Prüfungen vorprogrammiert.“

In einem anderen Semester musste ich einen 2.000-Zeichen-Essay zum Thema „Inwiefern ist Konsumhandeln soziales Handeln?“ schreiben. Auch das: kein Problem für die KI. Darüber, ob ich mit dem Text bestanden hätte, lässt sich nur spekulieren. „Man merkt seit einigen Monaten den Einsatz von KI bei Hausarbeiten“, sagt die Prüfungsausschussvorsitzende für den Studiengang Kunstgeschichte und fügt hinzu: „Sowohl in der Fakultät als auch im Institut ist das ein viel besprochenes Thema.“

KI an der Uni verbieten oder doch ok?

Ich frage den Allzweckkönner, ob es überhaupt in Ordnung ist, ihn für das Studium zu verwenden und die Antwort ist eindeutig: „Ja, natürlich! […]“. In Bezug auf die Universität und dortige Prüfungsleistungen stimmt das so leider nicht. 

Der Großteil der Prüfungsordnungen an der Uni Stuttgart untersagt derzeit den Einsatz von nicht zugelassenen Hilfsmitteln, die keine explizite Zulassung haben, wozu auch KI-Tools gehören. Alles noch ein großes Tohuwabohu. Die Handreichung für Prüfende – KI-Werkzeuge und Prüfungen ist ein Anfang. Für Studierende fehlen jedoch konkrete Regeln und Richtlinien. Durch die Vielzahl von Studiengängen und ihre spezifischen Prüfungsformen ist eine allgemeingültige Regelung schwer. 

Fest steht: Die rasante Entwicklung der Technologie macht es erforderlich, bestehende Regelungen regelmäßig zu überarbeiten.

Vielmehr müssen Prüfer*innen klar kommunizieren, was erlaubt, was kennzeichnungspflichtig und was verboten ist. Lediglich die Fakultät 8 gibt eine Handreichung für Studierende heraus, die auch eine Erweiterung der Eigenständigkeitserklärung für unbeaufsichtigte, schriftliche Prüfungen (Hausarbeiten, Bachelor-, Masterarbeiten, usw.) enthält.

Im Bereich der Mathematik will man nach unserem Gespräch zusätzlich einen klärenden Hinweis auf die Homepage setzen. 

Datenschutz: Bedenken sind angebracht

Die Liste an Kritikpunkten bei der Nutzung von KI ist lang – das gilt nicht nur für das Studium. Große Bedenken gibt es beim Datenschutz. Betreiber geben Trainingsdaten und Algorithmen nicht bekannt, auch was mit den eingegebenen Daten passiert, ist unklar.

Von Seiten der Uni Stuttgart gibt es derzeit kein KI-Werkzeug, das als unbedenklich einzustufen ist.

Für das wissenschaftliche Schreiben kommt erschwerend hinzu, dass KI-generierte Texte nicht einfach übernommen werden können, sondern auf ihre Richtigkeit, wörtlichen Zitate und Quellen hin überprüft werden müssen. In jedem Fall sollen und dürfen KIs das kritische Denken nicht ersetzen und den wissenschaftlichen Anspruch herab schrauben. Dazu gehört im Übrigen auch die Kennzeichnung von Fremdleistung – auch von KI.

Wir müssen den Umgang mit KI selbst gestalten

KI hat das Potenzial, das Studium und Studieren radikal zu verändern – im Guten wie im Schlechten. Für eine positive Entwicklung müssen wir offene und kontinuierliche Diskussionen führen, uns gemeinsam standardisierte Regeln überlegen und Technologien verantwortungsvoll und transparent nutzen.

Ja, die künstliche Intelligenz hätte mir im Bachelor-Studium geholfen, es vielleicht auch bis zu einem gewissen Grad vereinfacht. Aber der Großteil meines ingenieurwissenschaftlichen Studiums bestand (und besteht nach wie vor) aus Prüfungen, bei denen der Zugriff auf KI-Werkzeuge nicht möglich ist, wie zum Beispiel bei Präsenzklausuren, mündlichen Prüfungen, praktischer Laborarbeit und Praktika. KI kann daher maximal bei den Vorbereitungen helfen und hier bleibe ich dann doch lieber bei den Lerngruppen mit meinen Kommiliton*innen – die trinken am Ende des Lerntages nämlich noch ein Bier mit mir.

Als Lernhelfer allemal tauglich, aber gemeinsam über einer Aufgabe brüten und den Austausch mit den Kommiliton*innen kann KI nicht ersetzen.

Sophie

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