Freiheit und Verantwortung: die erste eigene Wohnung

Aus dem „Hotel Mama“ auszuziehen, ist der erste Schritt Richtung Selbständigkeit und Unabhängigkeit – und der ist manchmal gar nicht so einfach. Sophie berichtet, wie sie ihren Auszug erlebt hat und gibt Tipps.

Plötzlich ist alles neu. Man sucht nach sich selbst und dem Lebensziel, man bewirbt sich auf einen Studiengang an einer Universität in einer anderen Stadt und dann ändert sich auch noch das häusliche Leben. Überall wo man hinblickt, ein Neuanfang und ganz viel Verantwortung für sich selbst. Um für diesen Schritt gewappnet zu sein, helfen euch folgende Punkte:

Zimmer suchen und finden

Am besten überlegt ihr euch schon vor der Zimmer- oder Wohnungssuche, welche Anforderungen ihr an euren zukünftigen Unterschlupf habt. Wie groß ist euer Budget? Wollt ihr alleine, in einer Wohn- oder Flurgemeinschaft wohnen? Wie weit darf die Entfernung zur Universität sein? Wie wichtig sind euch Wasch- und Spülmaschine? Wie in vielen anderen deutschen Städten, ist auch die Wohnungssuche in Stuttgart nicht einfach. Deshalb gilt: Fangt rechtzeitig an, euch nach einer Wohnung oder einem WG-Zimmer umzuschauen.

Wohnungen und Zimmer für Studierende

Eine Möglichkeit fündig zu werden, ist das Studierendenwerk Stuttgart. Insgesamt betreut es 32 Wohnanlagen – 23 davon in Stuttgart. Zusätzlich bietet die Vereinigung Stuttgarter Studentenwohnheime e.V. weitere sieben Wohnanlagen in Stuttgart an. Bei beiden kann man sich online auf der Website für einen Wohnplatz bewerben. Doch seitdem das Studium wieder größtenteils präsent stattfindet, sind auch die Wartelisten wieder lang und man sollte sich mindestens ein halbes Jahr vorher bewerben. Die andere Möglichkeit ist, auf dem freien Wohnungsmarkt die Augen offen zu halten. Eine gute Möglichkeit bieten hier unterschiedliche Immobilienplattformen wie zum Beispiel wg-gesucht, zahlreiche Aushänge vor den Mensen oder der Kontakt zu Kommiliton*innen höherer Semester.

Wohnanlage des Studierendenwerks Stuttgart in Möhringen.

Habt ihr etwas Passendes gefunden? Dann nichts wie los zur Wohnungsbesichtigung. Für Wohnungen könnt ihr jemanden mitnehmen, der*die schon etwas Erfahrung mit dem Ausziehen hat. In WG-Vorstellungsrunden ist das jedoch verpönt. Haltet Schäden und Mängel unbedingt vor dem Einzug fotographisch fest und lasst sie eventuell in eurem Mietvertrag aufführen, sodass ihr bei eurem Auszug die Kaution wieder vollständig zurückbekommt. Nachdem ihr den Mietvertrag unterschrieben, den Schlüssel erhalten und Umzugshelfer*innen organisiert habt, geht es endlich los.

Euer Zuhause einrichten

Was ihr am Ende alles mit in euer neues Zuhause nehmt, ist natürlich sehr individuell. Im Internet gibt das dafür zahlreiche Checklisten zum Downloaden. Ein Tipp von mir: Lasst euch schon vor eurem Auszug zum Geburtstag oder anderen Anlässen Haushaltsgegenstände schenken oder schaut auf eBay Kleinanzeigen, wenn ihr was braucht. Nach dem Umzug solltet ihr euch innerhalb von ein bis zwei Wochen auf dem Rathaus ummelden. Wichtig ist, dass Stuttgart Zweitwohnsitzsteuer verlangt. Das heißt, um weitere Ausgaben zu vermeiden, sollte euer Erstwohnsitz in Stuttgart liegen.

Die Sache mit dem Geld

Als Faustregel gilt, dass die Miete nicht mehr als ein Drittel des Nettoeinkommens betragen sollte. Bei einem BAföG-Höchstsatz von 934 Euro wäre die maximale Warmmiete also 311 Euro. Doch das klappt in Stuttgart nicht wirklich. Laut Hochschulstädtescoring des Moses Mendelssohn Institut kostet hier ein durchschnittliches WG-Zimmer 490 Euro. Stuttgart ist damit eine der teuersten Städte in Deutschland.

Rechnet zusätzlich mit ein, dass bei der Kaltmiete die Strom-, Gas-, Wasser- und Müllentsorgungskosten hinzukommen. Und dass auch noch Ausgaben für Internet, GEZ (Bafög Empfänger*innen können sich befreien lassen) und/oder Versicherungen anfallen. Insgesamt empfehle ich euch, Rücklagen für unerwartete, aber notwendige Ausgaben anzulegen und ein Haushaltsbuch mit allen Ausgaben zu führen.

Ausgezogen und jetzt? Meine Erfahrung

Viel Freiheit bringt auch viel Verantwortung. Plötzlich ist der Kühlschrank nicht mehr automatisch gefüllt und es steht kein warmes Essen mehr auf dem Tisch. Wenn mal wieder der Druck in der Heizung abfällt, muss man selbst das Wasser nachfüllen und die Heizungen entlüften. Besonders in der Anfangszeit lernt man ganz schön viel dazu. Trotzdem möchte ich euch ermutigen, diese neue Freiheit auch zu nutzen. Ladet Kommilitonen*innen ein, probiert die vegane Ernährung aus, erkundet das Nachtleben (wo das besonders gut geht, hat euch Vanessa ihrem Blogbeitrag "Was geht in Stuttgart" beschrieben) oder findet Gleichgesinnte für eure Interessen.

Wie viele Dinge im Leben ist auch das Ausziehen ein Prozess, der mit dem Packen der Kisten am einen und mit dem Auspacken derselben an einem anderen Ort noch lange nicht beendet ist. Der Kopf braucht manchmal etwas länger, also gebt euch Zeit, in eurem neuen Umfeld anzukommen. Nach meinem Auszug war ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich alleine und musste mich mit der Frage auseinandersetzen, wo denn eigentlich mein Zuhause und meine Heimat ist. Meiner Erfahrung nach, fällt es einem leichter anzukommen, wenn man am neuen Wohnort aktiv wird. Geht in einen Verein, nutzt zum Beispiel die Angebote des Hochschulsports der Uni Stuttgart oder einer studentischen Hochschulgruppe, testet das Restaurant um die Ecke und knüpft neue Kontakte. Denn je mehr Zeit man an einem Ort verbringt, desto positiver ist unsere Einstellung dazu und je besser unser soziales Netzwerk dort ist, desto eher fühlt man sich zu Hause.

Aber keine Miete ist für immer – wenn es euch irgendwo nicht gefällt oder ihr euch nicht wohlfühlt, sucht euch etwas Neues und wagt den Schritt noch einmal.

Und alle die hier schon gelandet sind: Willkommen im Kessel!

Sophie 

Kommentare

Alex Zaraki

13. August 2023, 22:35 Uhr
Ich ziehe bald von Zuhause aus und finde es erschreckend, auf wie viele Dinge man achten sollte. Die GEZ kannte ich bisher zum Beispiel gar nicht.

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