Studieren im Hörsaal – Wie fühlt sich das überhaupt an?

Man kann es kaum glauben, aber unsere Chancen die Uni endlich wieser von innen zu sehen, stehen gut! Wie geht es denen, die die Uni noch nie von innen gesehen haben?

Corona ist schwer zu kontrollieren, aber immer mehr Menschen sind mittlerweile geimpft. Für uns Studierende kann das bald bedeuten: Auf in den Hörsaal!

Ich glaube, ihr alle kennt die Flut an E-Mails, mit denen wir in den bisherigen Online-Semestern überschüttet wurden. In letzter Zeit lese ich diese allerdings deutlich lieber. Denn: es gibt tatsächlich gute Nachrichten zu lesen. Die Universität plant, das kommende Semester überwiegend in Präsenz durchzuführen. Es scheint so, als ob wir unser Studierendenleben ein Stück weit zurückbekommen werden. Vorlesungen in Hörsälen, Diskussionen in Seminaren, Hochschulsport und Mittagessen in der Mensa  - das ist Musik in meinen Ohren. Die endgültige Entscheidung, wie das Wintersemester ablaufen soll, wird zwar erst im September fallen, allerdings spricht nichts dagegen sich jetzt schon darauf zu freuen. Laut der aktuellen Corona-Verordnung wird der Studienbetrieb in Präsenz nur für Studierende, die getestet, genesen oder geimpft sind, möglich sein. Für alle anderen Bedingungen müssen wir noch ein bisschen die Daumen drücken!

Noch nie von innen gesehen

Besonders spannend wird das kommende Semester wohl für alle, die unsere Uni noch nie so richtig von innen gesehen haben. Zahlreiche Studierende haben ihr Studium während der Pandemie begonnen und einen Hörsaal höchstens ein, zwei Mal während einer Prüfung betreten. Für alle alten Hasen unter uns klingt das verrückt, für viele ist das allerdings die Realität. Ich habe mich für euch auf die Suche nach Studierenden gemacht, die während Corona zu studieren begonnen haben und habe nachgefragt, wie es ihnen in der letzten Zeit so ergangen ist.

Trotz Remote-Studium nach Stuttgart gezogen

Besonders spannend fand ich es, dass viele trotzdem nach Stuttgart gezogen sind und wollte wissen, warum sie sich dafür entschieden haben. Langeweile, der Wunsch Kommiliton*innen kennenzulernen oder die Hoffnung, schon vor Ort zu sein, sobald die Uni wieder in Präsenz startet?

Ich darf euch Nathalie vorstellen, sie ist 19 Jahre alt und studiert seit dem Wintersemester 2020/21 Germanistik und Anglistik auf dem Campus Stadtmitte.

Natalie
Du hast während des zweiten Online-Semesters dein Studium begonnen. Wie war das für dich?

Natalie: Ich habe direkt nach dem Abi mein Studium begonnen. Obwohl der Semesterstart um eine Woche nach hinten verschoben wurde, bin ich motiviert und positiv gestimmt geblieben. Es hieß immer, dass es trotz Corona auch Präsenzlehre geben wird. Schlussendlich wurde alles abgesagt und ich saß zu Hause. Und Dinge, die ganz simpel klingen, wie zum Beispiel das Erstellen von meinem Stundenplan, wurden zu einer echten Herausforderung. Meine Kommilitonen habe ich bis heute nicht richtig kennen gelernt. Wir haben uns online getroffen und Spieleabende gemacht, allerdings ist das einfach nicht das Gleiche. Das gute während der letzten drei Semester war: Ich hatte immer so viel zu tun und zu lernen, dass die Tatsache, dass ich die Uni noch nie richtig gesehen habe, etwas in den Hintergrund gerückt ist. Aber traurig ist es trotzdem.

Was hast du schon von der Uni gesehen?

Natalie: Leider nicht viel… den Stadtgarten, die Mensa und den tiefen Hörsaal. Darin habe ich meine ganzen Prüfungen geschrieben. Ich glaube, das meiste habe ich tatsächlich gesehen, als ich in der elften Klasse bei den Studieninformationstage die Uni besichtigt habe. Ich hoffe, dass ich im Oktober das alles wiedererkennen werde.

Du bist dennoch im April nach Stuttgart gezogen? Was hat zu dieser Entscheidung beigetragen?

Natalie: Ich wollte unbedingt andere Studierende kennen lernen. Mir hat es so sehr gefehlt "die Studi-Experience" zu machen und zu erleben, was es eigentlich bedeutet zu studieren. Nun wohne ich im Wohnheim und kann diese Erfahrung endlich machen. Der Kontakt zu Anderen schafft einen Ausgleich und motiviert mich unglaublich dran zu bleiben und für die Uni zu lernen. Besonders lustig ist es, wenn ich hier zufällig Leuten über den Weg laufe, mit denen ich schon gemeinsam in einer Online-Veranstaltung saß. Man braucht immer kurz bis man sich erkennt und dann ist es besonders schön, sich endlich mal richtig austauschen zu können.

Wie fühlt sich der Gedanke an, ab Oktober das erste Mal zu einer ‚richtigen‘ Vorlesung an die Uni zu gehen?

Natalie: Ich bin aufgeregt, aber ich freue mich sehr. Hoffentlich finden auch richtige Vorlesungen statt. Ich fände es schade, wenn wir nur in kleinen Gruppen zu den Veranstaltungen dürfen und das richtige ‚Uni-Gefühl‘ immer noch ausbleibt… Aber das wäre auf jeden Fall besser als gar nichts! Ich bin gespannt auf die Cafeteria, meine Kommilitoninnen und Kommillitonen und die UB. Dort war ich zwar schon zum Lernen, aber mir fehlt das Gefühl durch die hohen Gänge voller Bücher zu schlendern.

Außerdem habe ich Luca kennen gelernt. Luca studiert seit Oktober 2020 Betriebswirtschaftslehre an der HFT.

Luca
Du hast während der Online-Lehre dein Studium begonnen. Wie war das für dich?

Luca: Der Anfang war etwas holprig. Ich war erstmal damit beschäftigt, wie das Lernen an der Universität so abläuft. Was es bedeutet, eine Vorlesung zu haben und wo der Unterschied zu Seminaren liegt. Neben dieser Aufgabe kam noch das Online-Format hinzu. Es war eine völlig neue Erfahrung vor dem Computer zu sitzen und über Konferenzprogramme an einem Kurs teilzunehmen. Aber ich habe schnell gelernt damit umzugehen und würde fast behaupten, dass das Online-Angebot besser funktioniert hat, als es in Präsenz klappen würde. Aber das ist schwer zu beurteilen, ich kenne schließlich nur den Schulunterricht.

Hattest du die Chance andere Studierende kennenzulernen? Bist du deshalb ins Max Kade Wohnheim gezogen?

Luca: An der HFT gibt es für jedes Semester einen Semestersprecher. Da ich dieses Amt übernommen habe, hatte ich recht viel Kontakt über die sozialen Medien zu meinen Kommiliton*innen. Bei Problemen oder Fragen bin ich der erste Ansprechpartner. Aber das ist natürlich nicht vergleichbar mit richtigen Treffen. Wir haben versucht, Lerngruppen über Konferenzprogramme zu bilden und als die Zahlen gesunken sind, haben wir uns in ‚echt‘ getroffen. Das hat gut getan!

Luca: Ich bin vor Allem deshalb ins Max Kade Wohnheim gezogen, weil ich einen Tapetenwechsel brauchte. Das ständige Lernen in den eigenen vier Wänden hat mich verrückt gemacht. Anfangs habe ich noch gehofft, dass wir bald wieder in den Präsenzunterricht wechseln werden. Nachdem das nicht geklappt hat, habe ich das Leben hier in Stuttgart angefangen zu genießen, da ich ständig andere Studierende um mich herum hatte und somit zumindest ein bisschen das Studentenleben erfahren konnte. Im Wohnheim fühlt sich das Studieren eher nach einem ‚richtigen‘ Studium an. Daheim hatte das alles eher Fortbildungscharakter.

Auf was freust du dich am Meisten, wenn die Uni wieder in Präsenz stattfindet?

Luca: Der Gedanke an die Uni zu gehen fühlt sich ganz schön seltsam an. Aber ich freue mich sehr darauf. Vor Allem Projektarbeiten funktionieren vor Ort viel besser. Die ein oder andere Vorlesung könnte trotzdem weiterhin online angeboten werden. Und natürlich hab ich Bock alle mal zu treffen und auf Studentenpartys zu gehen…

Die Vorfreude ist groß

Wenn eines während meiner Gespräche mit den Beiden deutlich wurde, dann, dass die Vorfreude groß ist. Das Leben im Studentenwohnheim gibt einem zwar ein Stück weit das Gefühl am Studi-Leben teilzuhaben, ohne gemeinsames Lernen und Forschen an der Uni ist es aber für alle - insbesondere neue Studierende  - nicht dasselbe.

Ich wünsche allen noch schöne Semesterferien, und wer weiß, vielleicht laufen wir uns im Oktober ja auf dem Campus über den Weg.

Vanessa

 

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