Ein Rollstuhlfahrer auf dem Campus Vaihingen

Studieren mit chronischer Krankheit

Jede*r der einmal studiert hat kennt die Herausforderungen vor die einen das Studium stellt. Jedes Studium ist hart und verlangt allen viel ab. Was aber, wenn man neben dem Studium noch vor anderen Herausforderungen steht?

Eine korrekte Definition für eine chronische Krankheit gibt es nicht. Grundsätzlich wird eine Krankheit als chronisch bezeichnet, wenn sie über längere Zeit andauert und nicht (vollständig) geheilt werden kann. Chronisch krank könnte jeder werden – egal welches Alter, egal welches Geschlecht. Das Leben mit einer chronischen Krankheit ist nicht planbar und meistens mit häufigen Arztbesuchen verbunden. Je nach Art der Erkrankung beeinflusst diese das Studium und die Lebensqualität der Betroffenen unterschiedlich. Sie haben häufig mehr Krankheitstage als ihre Kommiliton*innen.

Das ist nicht nur problematisch wegen der maximalen Anzahl der erlaubten Fehlzeiten sondern auch, um überhaupt mit dem Lernstoff mitzukommen. Auch Prüfungssituationen und die Prüfungsphase stellt Betroffene jedes Semester erneut vor Herausforderungen. In jedem Fall müssen Universitäten hier unterstützend eingreifen. Es muss ein fairer Ausgleich geschaffen werden. Eine Befreiung der Anwesenheitspflicht ist oft notwendig und hilfreich. Außerdem können Prüfungen verlängert und Pausen und Einzelräume gestattet werden. Diese Ausgleichsmöglichkeiten können mit Lehrenden abgesprochen oder beim Prüfungsamt durch einen sogenannten Nachteilsausgleich eingefordert werden.

Eines der größten Probleme vieler chronischer Krankheiten ist die Unsichtbarkeit der Krankheit. Dass man auf den ersten Blick gesund aussieht und auch ab und an gute Tage hat führt nicht selten dazu, dass Außenstehende die Krankheit aberkennen. Es kann schwer und ermüdend sein über die eigene Krankheit zu sprechen und grundsätzlich schuldet man niemandem Rechenschaft. Offenheit sorgt jedoch in den meisten Fällen für mehr Verständnis und da nicht jede chronische Krankheit gleich ist, braucht auch jede*r Betroffene*r auf andere Art Hilfe. Durch Gespräche kann also immer am besten herausgefunden werden, was in der jeweiligen Situation hilfreich wäre.

Online-Lehre als Chance

Auch die Möglichkeit online zu studieren kann eine große Erleichterung sein, leider wird das im großen Ganzen oft vergessen. Erkrankte können an Online-Seminaren auch an Tagen teilnehmen, an denen sie es im Präsenzstudium nicht an die Universität geschafft hätten und verpassen so nicht so viel Stoff. In der Zukunft könnte es also hilfreich sein, wenn die Universität Stuttgart die Möglichkeit der Online-Lehre beibehält und neben Präzensveranstaltungen die Möglichkeit des Online-Studiums beibehält.

Die Universität Stuttgart bietet Betroffenen eine Anlaufstelle: Sigrid Eicken ist zuständig für behinderte und chronisch kranke Studierende. Frau Eicken kann erste Tipps geben, bei Anträgen unterstützen und ist dabei immer verständnisvoll. Alle Gespräche mit der Beauftragen für Studierende mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen sind vertraulich.

Leider ist eine solche Beauftrage nicht die alleinige Lösung der Probleme. Ein grundsätzliches Verständnis aller ist gefragt. Das betrifft vor allem Lehrende, die den Betroffenen eine Hilfe aber auch eine Hürde sein können. Während die meisten Lehrenden der Universität glücklicherweise wirklich zuvorkommend und Studierenden so eine große Hilfe sind, gibt es leider auch noch einige die Unverständnis zeigen. Obwohl Frau Eicken bereits tolle Aufklärungsarbeit leistet müssen Betroffene Eigeninitiative zeigen, diese einfordern und ansprechen – davon gibt es nämliche einige!

Ein Leben mit chronischer Krankheit hat sich niemand ausgesucht und es ist oft unglaublich schwer. Eine chronische Krankheit macht einen aber auch stärker, emphatischer und widerstandsfähiger. Mit der richtigen Unterstützung ist ein Studium – genau wie alles andere – möglich!

 

Anna Fritz

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