Wie ich meine Studienwahl getroffen habe

Ich nehme euch mit auf meine (Um-)Wege bis zu meinem heutigen Studium und gebe euch Tipps für eure Studiums-Entscheidungen.

Inzwischen ist mein Abitur schon vier Jahre her und obwohl es sich nicht so lange her anfühlt, hat sich doch einiges verändert. „Im Nachhinein ist man immer schlauer“ hört sich abgedroschen an – ist es auch – stimmt aber. Inzwischen bin ich 22 Jahre alt, hoffe, bald den Bachelorabschluss in der Tasche zu haben und bin nicht mehr die, die ich bei meinem Abitur 2017 war.

Ich habe erst den Realschulabschluss gemacht und bin anschließend drei Jahre aufs Gymnasium gegangen um mein Abitur zu machen. Nach der Realschule hatte ich absolut keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Nach dem Gymnasium hat sich das eigentlich nicht geändert. Einen wirklichen Traumberuf hatte ich eigentlich nie.

Jura ist mein Ding, dachte ich.

Meine Stärken waren immer Sprachen. Egal ob Deutsch, Englisch, Französisch oder Spanisch: Sprechen und Schreiben macht mir schon Spaß, seit ich denken kann. Gleichzeitig hatte ich aber auch immer den Wunsch, etwas in der Welt zu bewegen. Und so ist meinem 16-jährigen Ich dann Jura eingefallen. Ich habe mich noch während der Schulzeit mehrere Tage beurlauben lassen und bin zu verschiedenen Universitäten gefahren und habe mich in Vorlesungen gesetzt. Jura war einfach voll mein Ding.

Nach dem Abi wurden dann Bewerbungen abgeschickt. Mein mittelmäßiges Abi war zwar keine Garantie für die eine Zulassung, probiert habe ich es natürlich trotzdem. Doch die Zusage kam und es ging im Herbst 2017 in meine erste eigene Wohnung nach Heidelberg. Die ersten Wochen waren toll. Nach einem Semester war es in Heidelberg nach wie vor toll, nur das Studium eben nicht mehr. Ich habe mich dann, zum Leidwesen meiner Mutter, dazu entschlossen das Studium abzubrechen. Kein juristischer Beruf hätte mich wirklich glücklich machen können.

2018 stand ich also vor demselben Problem wie schon 2017 und 2014. Was will ich machen? Nachdem ich mein erstes Studium in den Sand gesetzt habe, habe ich nicht mehr überlegt wie mein zukünftiger Beruf nach außen wirkt und wie viel Geld man verdient, sondern was mich wirklich glücklich machen könnte. Meine Mutter meint zwar, dass die wenigsten Menschen in ihrem Beruf glücklich sind, ich weigere mich allerdings so zu denken. Noch heute habe ich eine meiner Dozierenden des ersten Studiums im Kopf, die sagt: „Der Beruf ist schon okay, man muss sich eben ein Hobby suchen, dass Spaß macht“. Natürlich lebe ich nicht in einer rosaroten Welt, in der jede*r jeden Morgen freudestrahlend zur Arbeit geht. Ein Beruf, der mich aber so unglücklich macht, dass ich ihn mit einem erfüllenden Hobby ausgleichen muss, um durch den Alltag zu kommen, kommt für mich nicht in die Tüte.

Germanistik und Anglistik: eine Bauchentscheidung

Für eine Universität habe ich mich recht schnell entschieden, da ich nach einem Jahr in Heidelberg doch gerne in Stuttgart bleiben wollte. In Stuttgart studieren zu wollen hat meine Auswahl an Studiengängen dann auch noch weiter eingeschränkt. Mit meinen wirklich miesen Mathekenntnissen war außerdem klar, dass ein technischer Studiengang auf keinen Fall in Frage kommt. Da ich im Hinterkopf nach wie vor den Spaß an Sprachen hatte, habe ich mich für eine Sprache als Hauptfach entschieden. Beworben habe ich mich dann schlussendlich für verschiedene Sprachkombinationen, manchmal in Verbindung mit Geschichte, manchmal als Lehramtsstudium. Zulassungen habe ich dann mehrere bekommen und mich am Ende mehr oder weniger aus dem Bauch heraus für Germanistik und Anglistik entschieden. Dass ich mich nicht für die Lehramt-Variante entschieden habe, bereue ich heute nicht, ich wäre nämlich sicher keine gute Lehrerin geworden. Im Studium habe ich dann festgestellt, dass ich mich wohl wieder nur begrenzt informiert habe.

Mittelhochdeutsch gehörte nicht zu meinen Lieblingsfächern.

Im ersten Semester saß ich in „Einführung in die Mediävistik“ und habe öfter als ich zählen kann überlegt, ob es wirklich das richtige Studium für mich ist. Ich erinnere mich, wie meine Mutter damals meinte: „Siehst du, da gefällt dir auch nicht alles.“. Aber genau das ist der Punkt, an dem ich inzwischen angelangt bin: Es wird einem nie ALLES Spaß machen und man wird auch im Studium Lieblings- und Hassfächer haben. Wichtig ist, festzustellen, dass einem nicht alles Spaß machen muss, um im Großen und Ganzen glücklich zu sein. Mein Studium macht mir Spaß, obwohl ich auch Seminare habe, die unglaublich schwer oder einschläfernd sind. Zum Großteil sind die Seminare spannend und ich habe ehrliches Interesse daran.

Würde ich mein Studium wiederwählen? Ganz ehrlich? Nein, würde ich nicht. In die Branche, in die ich möchte, gibt es unglaublich viele Wege und mein Studium ist eben einer dieser Wege. Da man im Nachhinein immer schlauer ist, weiß ich inzwischen, dass ein anderer Weg für mich vielleicht besser gewesen wäre. Trotzdem bereue ich meine Studienwahl nicht. Obwohl ich das meiste aus meinem Studium im Berufsleben vermutlich nicht brauchen werde, hat es mich doch persönlich weitergebracht. Vielleicht ist das eine Hilfe für jeden, der ein Studium beginnen will: Immer zu versuchen, das große Ganze im Blick zu haben und nicht an einzelnen Modulen und Vorlesungen zu verzweifeln.

Ich persönlich kenne zumindest niemanden, der jedes einzelne Modul seines Studiums wahnsinnig toll findet. Das Studium ist so viel mehr als nur das Fach, für das man sich entschieden hat. Egal was das soziale Umfeld sagt: Man darf falsche Entscheidungen treffen und ein Studium abbrechen. Und es gibt Jobs, in denen man glücklich werden kann. Manchmal muss man einfach mutig sein, auf sein Bauchgefühl hören und das Ziel nie aus den Augen lassen.

Anna Fritz

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