Stressige Klausurenphase: Einige Survival-Tipps

Ihr kennt es alle: Das Gefühl, das einen beschleicht, wenn sich die Semesterferien nähern. Menschen, die nicht studieren, nennen diese Zeit jedenfalls so. Wir hingegen kennen sie lediglich als „vorlesungsfreie Zeit“. Alternativ: Zeit, in der Klausuren und Hausarbeiten am Fließband produziert, Praktika absolviert und Nebenjobs ausgeübt werden.

Kurzum: Frei von Vorlesungen, voll von Arbeit. Aber jetzt wieder zurück zum Wesentlichen. Die Semesterferien nähern sich, die Illusion von Freiheit rückt näher, wenn da nicht...ja, wenn da nicht diese Klausuren wären. Tief durchatmen, keine Panik. Zumindest jetzt noch nicht.

Im besten Fall hast du während des laufenden Semesters fleißig mitgearbeitet, Notizen gemacht und regelmäßig deine Übungen erledigt, den Stoff konsequent vor- und nachbereitet. Wenn das so ist: Alles bestens! Dann kannst du diesen Artikel getrost überspringen.

Hast du allerdings völlig nichtsahnend das Semester über vor dich hingeträumt und bist vom Anbruch der Klausurenphase überrascht worden, so lass dir gesagt sein: Das ist kein Traum. Die Klausuren sind real. Und der sich auftürmende Bücherberg, die überwältigende Stoffmenge und deine schweißnassen Hände ebenfalls.

Aber bevor du angesichts der erschlagenden Stoffmenge verzweifelst, atme ein paar Male tief ein und aus. Mach dir einen Kaffee (falls du Kaffee magst) oder einen Tee. Ach, am besten gleich eine ganze Kanne davon. Man weiß ja schließlich nie...

Und nun zum (Notfall-) Lernprogramm.

Das eigene Zimmer zur Lernzone erklären

Das Wichtigste zuerst: Alles, was dich ablenkt – konsequent abschalten! Ja, richtig, gelesen. Offline gehen ist das neue Motto.

Telefon ausstöpseln, Handy ausschalten, Internetzugang auf die wirklich notwendigen Seiten beschränken. Freunde und Familie darüber informieren, dass du weder entführt worden noch hinter schwedischen Gardinen gelandet bist, sondern dass du dich lediglich zum Lernen zurückgezogen hast. Auch hier zählt die Konsequenz, sonst wird aus der simplen Frage „Du, möchtest du nicht mal schnell einen Kaffee trinken gehen, ein bisschen quatschen...?“ ziemlich schnell ein ganzer Nachmittag oder Abend, den du (lernfrei) vergeudest.

Nicht zu verwechseln ist das mit geplanten Pausen, denn diese sind deinem (Lern-) Erfolg mindestens ebenso zuträglich wie das eigentliche Lernen. Ähnliches gilt, wenn du dich zum Lernen in die Bibliothek zurückziehst. Es wird immer wieder diejenigen geben, die dich hinter dem Bücherberg hervorlocken wollen. Deshalb: Bleib konsequent!

Einen ersten Überblick gewinnen

Okay, deine Nächsten wissen nun Bescheid, dass du zum Lernen abgetaucht bist. Jetzt gilt es, dir einen ersten Überblick über die Stoffe zu verschaffen, die du dir in den kommenden Wochen, Tagen (oder Stunden) einzuverleiben gedenkst. Dazu gehst du am besten nach der Relevanz der Kurse vor – entweder im Hinblick auf ihre Gewichtung (d. h. die Auswirkung auf deine Abschlussnote) oder im Hinblick darauf, ob du Kurse gewählt hast, die die Vorbedingung für anschließende Kurse darstellen.

Theoretisch gesprochen: Wenn es hart auf hart kommt, entscheidest du dich am besten dafür, die Kurse und/oder Seminare zu priorisieren, bei denen du bereits im Zweit- oder Drittversuch stehst, sonst blühen dir einige böse Überraschungen. Im schlimmsten Fall Exmatrikulation.

Alte Klausuren: Nicht auswendig lernen, sondern sinnvoll nutzen

Sich darauf zu verlassen, dass die Klausuren von älteren Semestern zum Bestehen einer Klausur ausreichen, ist in den meisten Fällen reichlich naiv. Dennoch steigt die Tendenz angesichts der wachsenden Klausurenzahl – Stichwort 'Bulimie-Lernen' – sich mal eben Zugang zu den Prüfungen der VorgängerInnen zu verschaffen und auf die Faulheit der DozentInnen zu spekulieren. Meine Meinung: Nicht empfehlenswert. Zur Übung sind solche Klausuren wirklich klasse, gerade, wenn auch Lösungen vorliegen, anhand welcher man seine eigenen Antworten überprüfen kann.

Ein weiterer großer Vorteil, den ich im Durchnehmen alter Klausuren sehe, ist der Übungswert, den sie haben – was nicht nur mögliche Prüfungsängste in ihre Schranken weist, sondern auch aufkommende Horrorszenarien auf eine realistischere Perspektive herunterbricht. Du gewinnst eine gewisse Routine hinsichtlich des Klausurenaufbaus, siehst, wo unter Umständen Themenschwerpunkte liegen und kannst den Lernaufwand besser abschätzen.

Exzerpieren, exzerpieren, exzerpieren

Zunächst triffst du eine Vorauswahl, in welcher Reihenfolge du die Seminare angehen willst, andernfalls verzettelst du dich leicht oder verschätzt die aufzuwendende Zeit.

Als Nächstes gilt es zu entscheiden, ob du den Inhalt der Seminare nacheinander durchgehen willst – das empfiehlt sich vor allem dann, wenn du über ausreichend Zeit bis zur Prüfung verfügst – oder ob du in „Schichten“ arbeitest, d. h. für jede Klausur eine bestimmte Lernzeit festlegst und die Lerninhalte abwechselnd durchgehst. Hast du dich für eine Vorgehensweise entschieden, solltest du deine Unterlagen – soweit sie vorhanden sind – exzerpieren, was je nach Umfang und eingeplanter Zeit erst einmal zu detaillierten Aufzeichnungen führt.

Der nächste Schritt: Das Exzerpieren des eigenen Exzerpts. Im besten Fall führst du diesen Vorgang ein bis drei Mal durch, bis du (natürlich in Abhängigkeit zu deinem Studiengang und dem besuchten Seminar) auf nur noch wenige Seiten pro Kurs kommst. Das Exzerpt sollte nicht wesentlich mehr als ca. 10 % des (zu lernenden) Stoffs betragen.

Lernen auf mehreren Kanälen

Je nachdem, wie du dir Wissen am besten einprägen kannst – sei es beim Durchlesen, lauten Vorlesen, Aufschreiben, Ansehen und und und... – meiner Erfahrung nach ist eine Kombination mehrerer Sinne von Vorteil. Das kann zum Beispiel den Einsatz verschiedener Farben bedeuten, aber ebenso den Wechsel vom Tippen zum handschriftlichen Schreiben. Einige schwören darauf, Faktenwissen beim Herumgehen durchs Zimmer besonders gut aufnehmen zu können, während andere wiederum ihre Unterlagen aufnehmen (Handy sei Dank geht das recht einfach und schnell) und sie mehrmals am Tag abspielen (in Leerlaufphasen, wie etwa im Bus oder in der Bahn). Zu Cluster-Verfahren (etwa Mindmaps), Diagrammen oder Karteikartensystemen könnt ihr euch entweder mithilfe der gängigen Suchmaschinen oder in der Bibliothek belesen.

Mut zur Lücke

Du kannst nicht alles wissen. Du musst nicht alles wissen.

In der Mehrzahl der Klausuren geht es den DozentInnen darum zu sehen, ob du in der Lage bist, Zusammenhänge herzustellen und Transferleistungen aus dem bislang Gelernten abzuliefern. Natürlich kann ich nicht für jeden Studiengang sprechen, sondern lediglich aus meinen eigenen Erfahrungen.

Deshalb: Statt dich im hundertsten und tausendsten Detail zu verlieren – schätze realistisch den Aufwand und den Nutzen ab, den es mit sich bringt, die fünfhundertste Definition bis auf das letzte Komma auswendig zu können. Wenn etwas partout nicht in deinen Kopf hineinwill und du mehrfach daran gescheitert bist, lass es weg (es sei denn, es ist elementar für das Bestehen der Prüfung, aber dann ist ohnehin alles zu spät, fürchte ich).

Lernmaterialien
Stifte raus und frisch ans Werk

Pausen!

Auch der klügste Kopf benötigt hin und wieder eine Auszeit vom Denken. Spazieren gehen, joggen, mit Freunden treffen, was immer dich eine Weile abschalten lässt: Tu es! Aber mit Zeitbegrenzung, sonst gerätst du ziemlich schnell in die Ach-jetzt-ist-es-sowieso-schon-zu-spät-um-noch-etwas-zu-tun-Spirale.

Um konzentriert weiterarbeiten zu können, muss sich dein Denkapparat erholen dürfen, ungefähr fünf bis zehn Minuten lang nach einer Lerneinheit von etwa 45 Minuten. Das lässt dir genug Zeit, um etwas herunterzukommen, die steifgesessenen Glieder zu strecken und dir einen Getränke- oder Snack-Nachschub zu organisieren.

Den inneren Schweinehund belohnen

Ob nach Abschluss einer Lerneinheit, nach einem lernintensiven Tag oder überhaupt erst am Ende der Klausuren: Stell dir etwas Lohnenswertes in Aussicht!

Für kleinere Arbeiten kleinere Leckerli, für größere natürlich entsprechend größere. Und ganz wichtig: Danach tatsächlich auch belohnen! Das hebt nicht nur kurzfristig die Motivation, sondern schafft auch Raum für Gedanken jenseits der Berge von Studienunterlagen, Büchern und PDF-Dateien, die deinen Desktop belagern.

Zu guter Letzt: Ihr schafft das! Meine Daumen sind fest gedrückt!

Romy

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