Studierende sitzen an Lernplätzen zwischen Bücherregalen in der Universitätsbibliothek zum Lernen.

Eine Hommage an die Bibliothek: ein Wissensraum

Habt ihr die Universitätsbibliothek (UB) schon mal als Wissensraum betrachtet? Gerade in der Prüfungsphase mag die Bibliothek für viele bloß das Mittel zum Zweck sein. Schlendert gemeinsam mit Anietta durch die Bücherregale und lernt die UB mit anderen Augen zu sehen.

Es ist 10 Uhr an einem Dienstagmorgen - Höhepunkt der Klausurenphase - in der einen Hand halte ich eine Flasche Mate, in der anderen Hand meine Laptoptasche. Mit einer Mischung aus beflügelnder Motivation und schon seit Tagen anhaltender Müdigkeit spaziere ich unter dem weißen Schriftzug „Universitätsbibliothek“ in das graue Gebäude auf dem Campus Vaihingen. Für mich ist die Bibliothek aus der Prüfungsphase nicht wegzudenken. Wo sonst kann man sich hochkonzentriert bis tief in die Nacht über knifflige Aufgaben den Kopf zerbrechen oder Literaturrecherche für die nächste Hausarbeit betreiben?

Während ich zwischen unzähligen Reihen von Regalen die Treppen hinaufsteige, staune ich abermals darüber, wie absurd viele Bücher hier zu finden sind. So unglaublich viel Wissen auf einem kleinen Fleck, denke ich mir und beginne darüber nachzugrübeln, was für ein beeindruckender Ort so eine Bibliothek eigentlich ist.

Eine klein Gruppe von Studierenden geht am Gebäude der Universitätsbibliothek auf dem Campus Vaihingen vorbei.
Universitätsbiobliothek (UB) auf dem Campus Vaihingen

Bücher über Bücher

Auf der Suche nach einem Platz zum Lernen, gehe ich durch die Bücherregale. Von Zeitschriften über Medizingeräte bis hin zu dem Journal of Mathematics sind hier verschiedenartigste Wissensquellen zu Natur- und Ingenieurswissenschaften untergebracht. Sage und schreibe 1.654.909 physischen Medien haben sich in der gesamten Universitätsbibliothek Stuttgart (UB) angesammelt. Kein Wunder, dass hier selbst zu den speziellsten Themen ein Buch zu finden ist.

Die Auswahl scheint unendlich, doch gleichzeitig ist der Bestand sorgfältig katalogisiert und organisiert. Mich fasziniert die riesengroße Informationsdichtean diesem Ort. Hier finden in der Vergangenheit angesammeltes Wissen, der momentane Stand der Forschung und Ideen der Zukunft zusammen. Die Universitätsbibliothek wurde 1829 gegründet und bietet seither allen Wissensdurstigen einen Zufluchtsort.

Forschen, lesen, schreiben – in der Bibliothek versammelt sich kollektive Gehirnpower

Da in der Prüfungsphase stets eine Knappheit an Lernplätzen in der UB herrscht, ist selbst nach einem Rundgang durch die verwinkelten Ecken kein freies Plätzchen mit Steckdose in Sicht. Es ist spannend zu beobachten, wie viele unterschiedliche Menschen in der Bibliothek zusammenkommen (17.269 Nutzer*innen nach Angaben der UB). Und doch haben alle das gleiche Ziel: ein kleines Stück des unermesslichen Wissens im Kopf abzuspeichern. In einem der Lesesessel sitzend, blättert ein älterer Mann in einer Zeitung, Reihen angehender Ingenieur*innen büffeln fleißig für die anstehende Prüfung, es wird gelesen, geschrieben, programmiert, gerechnet und recherchiert. Flüsternd wird zwischen Formeln und Aufsätzen ein leises Kichern ausgetauscht, heimlich wird ein Müsliriegel für einen kleinen Energieschub genascht und auf den Tischen stapeln sich die Bücher voller Faktenwissen. Ein Glück gibt es die Bibliothek als demokratischen Wissensraum, in welchem jede und jeder auf unerschöpfliche Mengen von Informationsmaterial frei zugreifen kann. An einem der Gruppentische erblicke ich meine Lerngruppe und freue mich, dass ich heute in guter Gesellschaft im Bücherdschungel lernen werde.

Das Gebäude der Universitätsbibliothek auf dem Campus Stadtmitte.
Die Universitätsbibliothek auf dem Campus Stadtmitte.

Gemeinsam lernt es sich besser als allein

Nächster Tag, andere Bibliothek. Dieses Mal begebe ich mich in die UB am Standort Stadtmitte, die mit Materialien rund um Geschichte, Sprachwissenschaft und Philosophie die Herzen von Geistes- und Gesellschaftswissenschaftler*innen höherschlagen lassen. Nach und nach kommen einige meiner Kommiliton*innen eingetrudelt und breiten ihre Laptops, Bücher und Lernmaterialien aus.

Zwischen sonniger Lernpause vor dem Gebäude der UB und gegenseitigem Abfragen von Statistik-Formeln fällt mir auf: die Bibliothek ist ein Ort, an dem Lernen und Nachdenken nicht nur individuell, sondern viel mehr kollektiv stattfindet. Bibliotheken bieten einen Raum zum Diskutieren, Austausch von Ideen und gegenseitiger Unterstützung im Prozess des Lernens. Die Bibliothek als Ort des konzentrierten Arbeitens und Lernens ist für viele Studierende mindestens genauso wichtig, wie der unbeschränkte Zugang zu Informationsmaterial aller Art.

Von hohen Bücherregalen und konzentrierter Stille umgeben, grüble ich über eine Aufgabe nach und lasse meinen Blick schweifen. Genau in dem Moment, schaut einer meiner Kommilitonen von seinem Schreibblock auf, wir grinsen uns an und recken einen Daumen nach oben in die Luft. Wir tauschen erleichterte Blicke aus, froh darüber, dass man so einen schönen Tag nicht allein zwischen den Bücherregalen verbringen muss. Ganz nach dem Motto „geteiltes Leid ist halbes Leid“ lernt es sich doch am besten zusammen in der UB, von uns liebevoll „Bib“ genannt. Nach erfolgreichem Lernen verlassen wir am Abend das Gebäude, auf die Frage „Morgen wieder Bib?“ wird mit einem kollektiv zustimmenden Nicken geantwortet.

Wo Wissen, Lernen und Freu(n)de zusammenkommen

Die Universitätsbibliothek ist mehr als ein vielfältiger Wissensraum und Informationszentrum, sie ist auch ein Ort der Zusammenkunft für Lernende, Wissbegierige und Forschende. Damit ist die Bibliothek für mich auch Sinnbild meines Studiums. Auf der einen Seite habe ich bereits unzählige Stunden in der UB verbracht, um mich auf Prüfungen vorzubereiten und in bester Lernatmosphäre durch die schwierigsten Kapitel meines Studiums zu arbeiten. Auf der anderen Seite verbinde ich die Zeit in der Bib mit vielen witzigen und erkenntnisbringenden Momenten. Fröhliches Verspeisen von Zimtschnecken im Foyer, ein leises High-Five nach geschaffter Aufgabe, zusammen lernen bis spät in den Abend und ein Gefühl von Gemeinschaft, wenn man nach vielen Tagen in der Bib zusammen den Hörsaal betritt, um gut vorbereitet die nächste Prüfung mit Bravour zu meistern.

Auch im Zuge fortschreitender Digitalisierung (die Bibliothek verfügt bereits über 164.223 E-Books) ist es wichtig, dass die Bibliothek als analoger Wissensraum erhalten bleibt. Als Raum des Lernens und der Zusammenkunft, als Ort des Wissens und als Werkzeug für Forschung und Recherche ist und bleibt sie für mich ein unverzichtbarer Bestandteil der Universität.

Autorin: Anietta

Kommentare

Bernd

12. August 2023, 1:08 Uhr
Gut gemacht. In der Tat ein großartiger Platz für viele Aktivitäten. Die Bib fehlt mir.

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