Abi – und dann ab in die Freiheit des Studiums?

Freiheit? Pustekuchen!

Da ist es. Endlich. Zwölf oder dreizehn Jahre hat man im Schweiße seines Angesichts mehr oder weniger hart darauf hingearbeitet. Hat ganze Stiftladungen durchgekaut, Papierberge zerrissen, Hefte vollgekritzelt, gebibbert und gebangt. Und jetzt ist es da. Du hältst es in den Händen. Das ersehnte Abiturzeugnis, das Schülerinnen und Schüler zum Studium befähigt. Zumindest auf dem Papier. Denn der Beginn eines Studiums eröffnet nicht nur neue Lern- und Lehrhorizonte in wissenschaftlichen Seminaren und Vorlesungen, sondern stellt in der Regel eine Schwellenphase da – den Übergang zum und zur jungen selbstständigen Erwachsenen - bestenfalls.

Für den Großteil bedeutet das den erstmaligen Auszug aus dem Elternhaus, das plötzliche (wenn auch absehbare) Ende von Wasch- und Kochdiensten und derselben wiederkehrenden Fragen, nach denen man ein Uhrwerk stellen kann, sobald man auch nur den kleinen Zeh vor die Haustür setzt: „Wo gehst du hin? Wann bist du zurück? Mit wem bist du dort? Was macht ihr da?“

Man träumt von grenzenloser Freiheit in der ersten elternlosen Wohnung. In der Realität läuft es meist auf eine WG hinaus, es sei denn, man hortet einen Schatz auf dem Speicher oder nennt ein gut gefülltes Sparkonto sein eigen. Man träumt von Selbstständigkeit, von langen Partynächten und von Selbstbestimmung in allen Lebenslagen und -fragen.

Man wähnt sich frei von elterlichem Zugriff (wozu gibt es schließlich Telefone?) und entgeht den in regelmäßigen Abständen mit kritisch-vorwurfsvoll-besorgtem Unterton gestellten Fragen, warum man so spät schlafen gegangen ist (spät ist relativ), ob man bereits gegessen hat (jup, wenn man den hastig geschlürften Kaffee gelten lässt) oder ob man tatsächlich gedenkt, das Haus in dieser Aufmachung zu verlassen (aber hallo, immerhin ist man bekleidet!).

Man. Kann. Das. Alles. Tun. Oder. Auch. Nicht.

In seliger Freiheit.

Menschen mit 3D-Brillen im Kino
Wie Sie sehen, sehen sie nichts.

Mit dem süßen Duft der Freiheit in der Nase erwacht man dann schließlich in der weitaus weniger wohligen Realität, die sich zusammensetzt aus...

...planlosen Kommilitoninnen und Kommilitonen, die ebenfalls keinen blassen Schimmer davon haben, wie um Himmels willen man drei (Pflicht-) Veranstaltungen besuchen soll, die zur selben Zeit stattfinden und überlebensnotwendig sind, um an weiteren Kursen teilnehmen zu dürfen. Und die Stoffmenge erst, die es zu bewältigen gilt! Allmählich verflüchtigt sich der Duft der Freiheit und verwandelt sich in drohende Rauchschwaden, die Unheil verkündend über dem eigenen Kopf schwelen.

Und Anlass zum Schwelen gibt es allerhand. Angesichts scheinbar unlösbarer Aufgaben, die von allen Seiten auf einen einprasseln, nisten sich erste Zweifel an der Richtigkeit der Studienwahl, des Studienortes oder gar der Kombination aus beidem ein. Tief durchatmen. Die anderen sind mindenstens genauso am Verzweifeln. (Oder sie überspielen es einfach - 'Like I care!')

Licht am Ende des Tunnels - oder doch nur ein entgegenkommender Zug?

Das erste Chaos lichtet sich glücklicherweise innerhalb der ersten zwei, drei Wochen. Allmählich erkennt man das eine oder andere Gesicht in der Menschenmasse wieder (war das nicht die/der, der/die gestern neben mir saß...?). Seminarräume und Dozentennamen kann man nun gleichermaßen vorwärts und rückwärts im Schlaf vorbeten, die Stoßzeiten in Mensa und Bibliothek werden von Tag zu Tag geläufiger, der Stundenplan ist nach anfänglicher Ersti-Ambition ausgedünnt und lässt nun tatsächlich Zeit zum Schlafen.

Der Unialltag kehrt ein - anfängliche Aufregung und Unsicherheit sind bereits Schnee von gestern. Lässig jongliert man den Coffee-to-go in der einen, den Laptop und einen Stapel wichtig aussehender Bücher in der anderen Hand und plauscht währenddessen munter über Studieninhalte (oder gibt es zumindest vor). Läuft doch.

Falsch gedacht.

Die erste Klausurenphase steht an. Alles wieder auf Anfang. Die nächste Panikattacke ist bereits im Anmarsch. Wie ihr diese stressige Zeit übersteht, erfahrt ihr demnächst.

Bis dahin,

 

Romy

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