WG-Leben im Studium

Die Wohnung mit anderen zu teilen, spart Geld. Aber was kann ich sonst davon erwarten? Unser Autor Johannes hat viele Jahre in verschiedenen WG-Konstellationen gewohnt und berichtet euch von seinen Erfahrungen.

Klar, wenn man sich mit anderen Studierenden eine Wohnung teilt, spart man Geld. Für viele ist das einer der wichtigsten Gründe, sich für das Leben in einer WG, anstatt in der eigenen Wohnung zu entscheiden. Mir wurde schnell klar, es ist viel mehr als das. Das WG-Leben bietet die perfekte Möglichkeit, neue Freundschaften zu knüpfen, verschiedene Eindrücke zu sammeln, aber auch einfach Spaß zu haben.

Neu in der Stadt

Bist du neu in der Stadt, bietet das Leben mit Mitbewohner*innen erstmal viele Vorteile. Man lernt einfach und ungezwungen neue Leute kennen und kann so ohne großen Aufwand direkt Anschluss finden. Für mich hatte das oft auch direkte Vorteile fürs Studium, da einige meiner Mitbewohner*innen etwas ähnliches oder sogar dasselbe wie ich studierten. Besonders am Anfang des Studiums ist das die perfekte Möglichkeit, sich Tipps von Studierenden aus höheren Semestern zu holen und auf deren Expertise zurückzugreifen.

Von den Eltern in die WG ziehen, ist ein großer Schritt, der Überwindung kosten kann. Doch erst einmal angekommen, findet man ganz schnell Anschluss und lernt neue Leute kennen.

Einmal im Studium angekommen, ist der Freundeskreis dann häufig voll mit Kommiliton*innen aus demselben Studiengang und etwa im selben Alter: Klar, man kennt sich aus den Vorlesungen. Auch hier waren für mich die Mitbewohner*innen aus meiner WG der perfekte Gegenpol, da die WG oftmals etwas bunter gemischt ist. So kommt man ganz natürlich auch mal aus der eigenen Studiengangs-Blase heraus und kommt mit Leuten ins Gespräch, die etwas ganz anderes studieren und einen komplett unterschiedlichen Tagesablauf haben.

Das Kennenlernen in der Küche

Ist man neu in der WG, muss man sich immer erstmal ein wenig herantasten. Man weiß oft nicht, wie alles funktioniert, wie die Mitbewohner und Mitbewohnerinnen ticken und was man erwarten kann. Meiner Erfahrung nach ist die Küche der perfekte Ort, ungezwungen ins Gespräch zu kommen und die anderen kennenzulernen. Nirgends ist es einfacher, ein Gespräch anzufangen oder zu beenden. In der Küche hat man meistens etwas zu tun und direkt ein Gesprächsthema, das alle Menschen verbindet: Das leckere Essen. Außerdem habe ich gelernt, gerade hier in Stuttgart gibt es nichts Natürlicheres, als das Gespräch in der Küche zu beginnen mit: „Ahhh gibt’s heute wieder einmal Maultaschen?“

Kochen, essen, quatschen - und nebenbei räumt sich das Chaos auch leichter gemeinsam auf.

Was für ein WG-Typ bin ich?

Party-WG, Zweck-WG, alles ganz locker oder nach Regelwerk? Jede und jeder ist individuell und hat seine ganz eigenen Vorstellungen und Wünsche, wie das WG-Leben aussehen sollte. Die Faustregel lautet: Je kleiner die WG, desto ruhiger ist oft das WG-Leben. Bisher funktionierten alle WGs, in denen ich gelebt habe, nach dem Prinzip: Alles kann, nichts muss. Es ist immer eine schöne Sache, den Abend zusammen zu verbringen, aber wer nach einem langen Tag an der Uni seine Ruhe möchte, der bekommt diese auch.

Das alte Thema Sauberkeit

Hier wird es oft kontrovers, da die Meinungen zur Sauberkeit in der Wohnung auseinandergehen. Wer möchte schon gerne in einem dreckigen Zuhause leben? Aber manchmal ist es auch bequem, wenn man nicht schon direkt nach dem Essen alles abgespült haben muss. Ich finde es wichtig, sich immer zuerst selbst an die eigene Nase zu fassen. Erwarte ich beim Thema Sauberkeit auch das, was ich selbst biete? Außerdem ist es wichtig, offen zu kommunizieren, was die eigenen Vorstellungen zur Sauberkeit in der Wohnung sind und anzusprechen, wenn man mit der Situation unzufrieden ist. Habt aber auch Verständnis, wenn eure Mitbewohner und Mitbewohnerinnen auch mal im Stress sind und nicht immer alles im perfekten Zustand hinterlassen. Geht selbst mit gutem Beispiel voran, und oft ziehen die anderen dann auch von selbst mit. Zumindest bei mir hat das bisher super funktioniert und noch nie zu Streit geführt.

Leben in einer WG ist immer ein Kompromiss

Am Ende ist das WG-Leben natürlich immer ein Kompromiss, und man muss an der einen oder anderen Stelle etwas Flexibilität zeigen, damit es funktioniert. Probleme kommen meist dann zustande, wenn man entweder nicht offen miteinander spricht oder stur auf seinem Standpunkt beharrt. Eine gute Gemeinschaft sollte aber Verständnis für die verschiedenen Wünsche aller haben, damit sich am Ende eine Balance findet. Meistens merkt man auch schon direkt beim WG-Casting, ob die WG zu einem selbst passt oder eher nicht. Ich selbst wohne jetzt schon seit über 7 Jahren in unterschiedlichen Konstellationen in einer WG und habe es noch nie bereut. Man lernt super viele interessante Leute kennen, die meistens auch nach dem Auszug noch Freunde bleiben. Außerdem konnte ich mir viele gute Kochrezepte von den Mitbewohner*innen abschauen. Probiert es für euch selbst aus, seid offen und sammelt eure eigenen Erfahrungen.

Johannes

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