Schatha Daas, 25 Jahre, studiert Mathematik im Hauptfach und BWL als Nebenfach im Master an der Uni Stuttgart. Letztes Wintersemester hat sie freiwillig ein Vollzeitpraktikum bei Ernst & Young - einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft- gemacht. Sie war im Bereich Risikomanagement tätig.
Ich habe mit ihr ein kurzes Interview geführt:
Feven: In deinem Studiengang Mathematik ist kein Pflichtpraktikum vorgesehen. Wieso hast du dich trotzdem dafür entschieden?
Schatha: Ja, ich denke mal, jeder der Mathe studiert oder Mathe studiert hat, weiß, dass so ein Studium vor allem theorieorientiert ist. Je länger man dabei ist, umso mehr spürt man, dass man das Gelernte auch gerne mal in der Realität anwenden möchte. Man hat im Studium mit sehr vielen Modellen zu tun. Es macht Spaß sie zu verstehen, aber dann fragt man sich „Jetzt habe ich das gelernt und wie wende ich das an?“ oder „Wie werden solche Modelle kalibriert?“. Daher waren wir mit der Uni im Rahmen der Vorlesung Finanzmathematik bei einigen Unternehmen, in denen auch speziell Mathematiker tätig sind.
Wieso hast du dich für eine Stelle bei einem Wirtschaftsprüfer entschieden?
Wie bereits erwähnt, waren wir bei unterschiedlichen Unternehmen unter anderem auch bei Ernst & Young. Dort gibt es einen Advisory Bereich, der, eine nur für das Risikomanagement zuständige Abteilung hat. Das fand ich spannend.
Welche Fähigkeiten sollte man für den Bereich Risikomanagement mitbringen?
Zum einen sind auf diesem Gebiet Kenntnisse aus der Statistik und der Finanzmathematik von Vorteil. Sicherlich kann es nicht schaden, wenn man weiß, wie einige Finanzinstrumente bewertet werden können und welche Modelle anwendbar sind. Zum anderen sind analytisches Denkvermögen sowie Kommunikationsfähigkeit hilfreich. Also es geht nicht nur darum theoretisches Wissen zu haben, um in diesem Job erfolgreich zu sein, sollte man auch Soft Skills mitbringen.
Was ist bisher deine schönste Erfahrung?
Abgesehen von den Projekten, an denen ich gearbeitet habe und die damit verbundenen Erfahrungen, die ich sammeln durfte, würde ich sagen, war die schönste, mitzuerleben, wie die Kollegen dort zueinander stehen und wie gut sie sich unterstützen. Das hat mich positiv beeindruckt. Ich habe wirklich viele nette Menschen kennen gelernt.
Entsprach das Praktikum deinen Vorstellungen?
Zwischen meinen Vorstellungen und der Realität ist durchaus eine Differenz zu erkennen. Die Arbeit im Advisory Bereich ist stark kundenorientiert und dadurch abwechslungsreich. Die Projekte sind vom Auftrag abhängig. Natürlich steckt viel Mathematik und Wirtschaft dahinter. Letztendlich geht es darum, einen Auftrag zu erfüllen. So vielfältig wie es war, hätte ich mir das gar nicht vorgestellt.
Inwiefern hat dir dein Studiengang bei deinem Praktikum weiter geholfen?
In der Stellenausschreibung stand, dass Studierende der Wirtschaftsmathematik und Mathematik gesucht werden. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es auf jeden Fall etwas gebracht hat, weil mir die Arbeit durch die, im Studium erlernten mathematischen Kenntnisse, leichter gefallen ist. Die Theorie und einen Teil der Konzepte kannte ich bereits - das hat geholfen.
Und am Wochenende: frei!
Wie war es für dich Vollzeit in einem Unternehmen zu arbeiten? Hattest Du auch ausreichend Freizeit?
Es war schon etwas neues, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen. Man kann es nicht mit dem Studium vergleichen. Ich denke, es liegt an der Organisation und Zeitmanagement. Ich habe während meinem Praktikum eine 40 Stunden-Woche gehabt. Dennoch habe ich es trotzdem geschafft, meine Freizeit so zu gestalten, wie ich es wollte. Ich konnte immer ins Training und mit Freunden etwas unternehmen. Vor allem hatte ich am Wochenende immer frei, während ich als Studentin am Wochenende meistens lernen muss...
Wie war das Arbeitsklima?
Bei so tollen Kollegen war das Arbeitsklima einfach schön. Man hat sich gegenseitig unterstützt, man weiß immer, wenn was ist, man hatte immer eine Ansprechperson, alle haben gut miteinander gearbeitet. Daran habe ich wirklich nichts auszusetzen.
Würdest du ein längeres freiwilliges Praktikum empfehlen oder reicht die Theorie in der Uni?
Unbedingt, also Studierende, die einen Studiengang nachgehen, der kein Pflichtpraktikum vorschreibt, sollte auf jeden Fall ein freiwilliges Praktikum machen, um einen ersten Einblick in die Berufswelt zu bekommen. Und das geht nur über so ein Praktikum. Ich finde, ein Praktikum sollte aber mindestens drei Monate gehen, da die Einarbeitung eine gewisse Zeit braucht, bis man auch die Strukturen des Unternehmens versteht. Vor allem in der Unternehmensberatung gibt es fortlaufend längere Projekte. Daher würde ich sogar sechs Monate empfehlen.
Fühlst du dich nach deinem Praktikum bereit für die Berufswelt?
(lacht) Wer füllt sich schon bereit für die Berufswelt? In einem halben Jahr würde ich mich bereit fühlen, jetzt muss ich erst mal an meine Masterarbeit denken. Aber was ich sagen kann ist, dass ich nach diesem Praktikum weiß, wie es in so einem Unternehmen zugeht. Ich habe eine Vorstellung, wie eine Möglichkeit für meine Berufslaufbahn aussehen könnte. Dieses Wissen macht es auf jeden Fall wert, so ein freiwilliges Praktikum zu machen. Für mich war es eine wertvolle Erfahrung.
Hast du noch Tipps für zukünftige Praktikanten?
Ich würde sagen, traut euch was und verstellt euch nicht. Wenn ihr fragen habt, dann stellt sie: Jeder hat mal klein angefangen. Ich finde, man sollte während seiner Studienzeit mindestens ein Praktikum machen. Wenn es mehr werden, dann umso besser: denn je mehr Gebiete man vorab durch ein Praktikum kennenlernt, desto eher kann man sein Berufsziel eingrenzen.
Vielen Dank, Schatha und viel Erfolg bei deiner Masterarbeit.
Wenn ihr auch ein freiwilliges Praktikum machen wollt, unterstützt euch die Universität Stuttgart dabei. Vor allem die Zentrale Studienberatung unterstützt euch mit Infos und Angeboten.
Auch im Web könnt ihr natürlich auf die Suche nach einer qualifizierten Praktikumsstelle gehen: Unter https://www.praktikum.info/praktikumsplatz/thema/praktikumssuche findet ihr einige Praktika in Deutschland.
Feven
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